Oberer und Mittlerer Mäander – Ornamentaufbau

Die erstaunliche perspektivische Wirkung der Mäanderbänder ist mit einem regelmäßig aufgebauten, graphischen System verbunden. Im Kern besteht es aus einem mehrfach wiederholten Swastikakreuz. Der breite untere Mäander entwickelt ein originelles System, in dem sich das Grundmotiv schachbrettartig mit einem nach vorne geöffneten Quader abwechselt.

Im Streiflicht weisen diese ...

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Die erstaunliche perspektivische Wirkung der Mäanderbänder ist mit einem regelmäßig aufgebauten, graphischen System verbunden. Im Kern besteht es aus einem mehrfach wiederholten Swastikakreuz. Der breite untere Mäander entwickelt ein originelles System, in dem sich das Grundmotiv schachbrettartig mit einem nach vorne geöffneten Quader abwechselt.

Im Streiflicht weisen diese Ornamentmotive darunterliegende Ritzungen als Konstruktionshilfen auf. An anderen Orten (wie z.B. in Goldbach) sind in vergleichbaren Fällen weitere Vorzeichnungen wie ein Quadratnetz erhalten. Dies wäre – wie auch unsere Rekonstruktion auf Karopapier zeigt – für die Gestaltung äußerst hilfreich und wahrscheinlich gewesen, konnte aber bei Untersuchungen nicht nachgewiesen werden. weniger anzeigen

  • Abb. 1 von 3 - Bildquelle: Verena Wallner

    Hier wurde das untere Mäanderband vereinfacht nachgezeichnet. Der Ausschnitt zeigt ein 3 x 4 Felder großes Raster der schachbrettartig abwechselnden Grundmotive. Aus der horizontalen Fortsetzung der drei Zeilen entsteht das gesamte Ornamentband. Die Swastikakreuze werden durch vier unabhängig ineinander verschlungene Linien gebildet. Die Konstruktion verschwindet in der perspektivischen Gesamtwirkung wie ein gut gehütetes Geheimnis. Das Motiv des Swastikakreuzes bildet auch die Rahmen für die perspektivisch angelegten quadratischen Röhren.

  • Abb. 2 von 3 - Bildquelle: Jakobs, Abb. 635a

    Auch Hecht (1979) befasste sich schon mit dem Entstehungsverlauf des unteren Mäanderbandes, das sich aus den aufgesplitteten „S“-Formen der Swastikakreuze heraus entwickelt und sich über die gegenläufigen Verlängerungen zu einem Ganzen zusammenfügt.

  • Abb. 3 von 3 - Bildquelle: Oesterreicher-Mollwo, S. 164

    Das Swastikakreuz setzt sich aus einer liegenden und einer stehenden „S“-Form zusammen. Die Nationalsozialisten behaupteten einen ausschließlich altgermanischen Ursprung und missbrauchten das Symbol für ihre Zwecke. Zuvor wurde es jedoch schon in vielen Religionen verwendet. Auf Grund der Erscheinungsform des Swastikakreuzes ist es gemeinhin bekannt als Sonnensymbol. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass es aus einem richtungsweisenden Kreuz und einer Spirale als Schöpfungssymbol kombiniert wird. So gesehen steht Swastika für eine ständige Wiederkehr, eine stets repetitive Schöpfung. Im breiten Mäanderband von St. Georg wird das Motiv dagegen durch seinen Aufbau aus vier durchlaufenden Linien und durch seine perspektivische Gesamtwirkung zu einem Richtungssymbol mit Anfang und Ende.